Hochsensibel durch den Advent

- Wie wir das Jahr entspannt beenden können

Alle Jahre wieder stehen wir Hochsensiblen vor einer der größten Herausforderungen des Jahres: Der (Vor-) Weihnachtszeit.

Während die einen sich das ganze Jahr über auf diese besinnliche und festliche Zeit des Jahres freuen, würden andere (mich eingeschlossen) am liebsten wie ein Braunbär Winterschlaf halten, bis das Drama Weihnachten wieder einmal vorbei ist.

Hier spalten sich die Meinungen, doch egal, ob du „Team Grinch“ bist wie ich oder „Team Weihnachtsengel“, anstrengend sind die letzten Wochen des Jahres für jede:n Hochsensible:n gleichermaßen!

Die Herausforderungen für Weihnachtsmuffel

Schon im November geht es los mit Werbung an jeder Ecke. Kaufen, Konsumieren, noch mehr kaufen. Und spätestens ab dem ersten Advent steigt dann der Performance-Druck: Was soll man den Liebsten denn bloß schenken? Sie haben ja schon alles und ihnen eine echte Freude zu machen ist gar nicht so einfach. Wenn dann noch dazu kommt, dass erwartet wird, auch einen bestimmten Wert zu schenken, dann ist das für Hochsensible, die eigentlich auf Geld und Konsum nicht so viel wert legen, wie auf echte Gefühle und Beziehungen, schon ein Gewissenskonflikt zwischen innerer Haltung und äußerem Druck. Sie würden oft lieber etwas Kreatives schenken, dass sie selbst gemacht haben, als viel Geld für lieblose Konsumgüter auszugeben.

Der Trubel in den Innenstädten beim Einkaufen schadet dem hochsensiblen Nervenkostüm dann zusätzlich. Überall wird man durchgeschoben, mit Weihnachtsmusik in Dauerschleife beschallt und in der Parfümerie bekommt man von dem Geruch fast einen Ohnmachtsanfall. Kein Wunder, dass viele von uns die Geschenke lieber online bestellen, wo man in Ruhe aussuchen kann. 

Dann kommen noch diverse Pflichttermine dazu, Weihnachtsfeiern, Christkindlmärkte. 

 

Ich persönlich kann auch nur ganz schlecht mit der winterlichen Kälte umgehen. Frieren kostet mich sehr viel Kraft und ich bin dann froh, meine Zeit im Warmen zu verbringen. Das alles kann in Summe körperlich und psychisch sehr erschöpfend und überfordernd sein.

 

Je näher Weihnachten rückt, desto mehr Pflichttermine stehen dann auf dem Plan. Gerade bei angespannten Familienverhältnissen erzeugt der Zwang zum Feiern enormen Druck und löst negative Emotionen aus. Die hohe emotionale Empfänglichkeit lässt dann vielleicht auch noch Erinnerungen aus der Kindheit hochkommen, an Streitigkeiten an Weihnachten und nicht so schöne Feste. 

So soll man dann fröhlich sein und in Feierlaune, während einem innerlich ganz anders zu Mute ist. Das Gefühl, irgendwie falsch zu sein, weil alle sich freuen, nur ich selbst nicht verstärkt das Ganze noch. Dann hat man zusätzlich noch Gewissensbisse, weil man (mal wieder) nicht reinpasst oder man leidet darunter, sich verstellen zu müssen. 

Die Herausforderungen für Weihnachtsfans

Aber auch wenn man Weihnachten wirklich liebt, ist die Zeit bis zum Jahreswechsel oft mega-anstrengend. Denn auch das „Team Weihnachtsengel“ leidet unter der permanenten Reizüberflutung durch Musik, Gerüche, Lärm und Trubel. Zu viele Aktivitäten, wie Backen, Feiern, Weihnachtsmärkte, Kinderbasteln können dazu führen, dass der Akku schon vor Weihnachten leer ist.

 

Viele Hochsensible sind ja bekanntlich Perfektionisten und auch das kann zur Herausforderung werden: Einerseits setzt man selbst hohe Erwartungen an das „perfekte Weihnachtsfest“ und verausgabt sich dann mit planen, kochen, schenken usw. weit über die eigenen Grenzen hinaus. 

 

Andererseits kann die Enttäuschung, wenn etwas nicht nach Plan läuft, es Streit gibt oder die Familie nicht mitzieht, eine emotionale Krise auslösen. Und gerade die unterschiedlichen Erwartungen innerhalb der Familie führen ganz oft dazu, dass alte Konflikte wieder ausbrechen und das Fest bei weitem nicht so besinnlich abläuft wie geplant. Das wird dem ausgeprägten Harmoniebedürfnis hochsensibler Menschen sehr widerstreben und kann zur Herausforderung werden.

Der Weg zur entspannten Adventszeit

Der Dezember ist wohl für jede:n von uns mega-anstrengend, aber es gibt viele Möglichkeiten, sie viel entspannter zu verbringen und zwischendurch die Akkus wieder aufzuladen.

 

Hier einige Tipps, die dich gut durch den Dezember bringen:

 

Versuche, deine Geschenke frühzeitig festzulegen und zu besorgen, dann musst du nicht an den Advents-Samstagen in volle Einkaufszentren. Kaufe vielleicht regional in kleinen Läden, in denen man in Ruhe handgemachte, regionale Produkte shoppen kann, was zusätzlich noch die heimische Wirtschaft unterstützt. Wenn dir das ganze Schenken zuwider ist, spricht auch nichts dagegen, vorher festzulegen, sich nichts zu schenken oder nur etwas selbst Gemachtes.

 

Plane im Vorfeld, welche Feiern und Termine du wahrnehmen möchtest und sag ab, was dir zu viel wird. Jeder wird dafür Verständnis haben, dass du nicht permanent unterwegs sein kannst. Überlege dir auch, mit welchen Menschen du an den Feiertagen Zeit verbringen möchtest und halte Pflichtbesuche bewusst kurz. Vielleicht ist ein Spaziergang mit der Verwandtschaft viel entspannter und lustiger als das Mittagessen im übervollen, lauten Restaurant?

 

Reduziere bewusst deine Erwartungen. Nobody´s perfect und Weihnachten schon gar nicht! Wenn es ganz entspannt ablaufen darf, ohne Druck, feste Vorgaben und Dramen, dann kannst du den Tag auch mehr genießen! Und wer sagt, dass es immer das aufwändige Festtagsmenü sein muss? Wenn jeder eine Kleinigkeit mitbringt, ist schnell etwas gezaubert, das jeder mag.

 

Nimm dir Auszeiten! Der Advent und insbesondere die Zeit zwischen den Jahren sollte dir die Möglichkeit geben, dich zu besinnen. Rückschau auf das alte Jahr halten, abschließen, das neue Jahr planen und auch mal zur Ruhe zu kommen! Plane also bewusst Raum ein für Meditationen, einen Jahresrückblick, erstelle vielleicht ein Vision Board oder eine To-Want-Liste fürs neue Jahr. Auch Zeit in der Natur kann dir Gelegenheit geben, dich zu erden. Verbringe Zeit mit denen, die du liebst und die dir wichtig sind! Gute Gespräche bei einer warmen Tasse Kakao sind oft das schönste Geschenk, das man sich machen kann.